19 Feb 2015

Ein Blick ins #Familienalbum

Mal ehrlich: Fotoalben angucken kommt im digitalen Zeitalter viel zu kurz. Heutzutage schaut man in seinen Dropbox-Account und scrollt sich durch die Masse an Fotos. Doch ein richtiges Buch in den Händen zu halten und die Seiten mit dem knisternden Papier umzuklappen, die Fotoecken wieder geradezurücken - all das lässt Erinnerungen viel eher wieder wach werden. Zum Beispiel Erinnerungen an die eigene Kindheit. Als ich neulich durch Frau Mutters Aufruf zur Blogparade #Familienalbum inspiriert in meinem eigenen Babyalbum blätterte, veranlassten mit die Bilder augenblicklich meine eigene Kindheit mit der meines Sohnes zu vergleichen. Ich griff zum Telefon, um meiner Mutter Löcher in den Bauch zu fragen, wie es in den 70er und 80ern war, ein Kind großzuziehen. Nicht, dass ich das schon tausend Mal gemacht hätte, doch ich wollte noch mehr wissen. Und hier sind die Ergebnisse...

Spielzeug

Heutzutage schauen wir mit Argusaugen auf die Verpackungen von Spielzeug: keine Weichmacher, keine giftigen Farben oder Lacke, die durch intensives Ablutschen und Ablecken im Körper des Kindes landen könnten. Früher war das alles Banane und dem Kinde wurde das zum Spielen gegeben, was der Markt hergab. Viel war das im Osten ja eh nicht und pädagogische Strömungen wie die von Rudolf Steiner wurden meines Wissens nicht praktiziert. Ich kann mich noch gut an dieses organefarbene Exemplar erinnern, mit dem wir Kinder noch weit über das Babyalter hinaus spielten: Er hatte eine genoppte Oberfläche und eignete sich wahrscheinlich auch gut als Zahnungshilfe aber auch, um den kleinen Bruder eines damit zu verpassen.

Sauberkeitserziehung

Warten, dass endlich was passiert. Ich kann mich zwar nicht erinnern, aber wie schrecklich muss sich das anfühlen, wenn einem alle beim Pippimachen zuschauen und man dabei noch fotografiert wird?! Ein bisschen Intimsphäre darf doch bitte sein. Wirklich erinnern kann ich mich nicht mehr, "aber je eher die Kinder damals trocken wurden, desto besser", so meine Mutter. Schließlich mussten die Windeln noch von Hand gewaschen werden. Bei uns zu Hause gab es eine Waschküche, in der meine Mutter die schmutzigen Stoffwindeln einweichte, kochte und auswrang - wie mühseelig. Doch dass ein Kind das Trocken- bzw. Sauberwerden genauso wie das Sprechen erst erlernen muss, das war ihr und vielen anderen Müttern nicht bekannt.

Babysachen

Wer seine Kindheit in der DDR verbracht hat, weiß: viel Auswahl gab's auch in Sachen Kleidung nicht, jedenfalls nicht in der Provinz. Nur wer Verwandtschaft in den Westen oder Beziehungen hatte, konnte sein Kind ein wenig individueller einkleiden. Oder es musste eine strickende Oma her, so wie ich eine hatte. Jäckchen, Mützen, Strampler, Schals - sie hatte ihre wahre Freude daran, uns Kinder mit ihre Wollkreationen zu beglücken. Als Kind fand ich nicht alles toll, heute würde ich mich über solche Schätze wie dieses entzückende Kleidchen sehr freuen. Leider kann Oma nicht mehr so gut gucken und ich muss selber stricken, was sich dann aber eher auf einfache Projekte wie einen Schal, eine Mütze oder einen Pullunder beschränkt.

Kinderwagen

"Waaas, du trägst dein Kind in einem Tuch?", mit solchen Sprüchen aus dem Familienkreis wurde meine Vorliebe fürs Tragen immer kommentiert. Das kann doch für den Rücken (den des Kindes und den eigenen) nicht gut sein - so die Bedenken. Früher wurde neuen Erfindungen gegenüber Traditionellem und natürlichen Methoden (das gilt ja auch fürs Stillen) meist der Vorzug gegeben. Ich streite ja nicht ab, dass der Kinderwagen ein durch und durch praktisches Utensil ist, doch das Tragen war für mich gerade in den ersten Monaten die sinnvollere Variante, weil Junior sich so viel schneller beruhigen ließ. Meine Mutter hingegen schob mich in diesem hübschen Modell stolz durch die Kleingartenanlagen unsere Stadt und lies mich darin auch den Mittagsschlaf machen.

Erstausstattung

Wer braucht schon einen Wickeltisch. Der Esstisch im Wohnzimmer macht es doch auch, vorausgesetzt er hat die richtige Höhe. Der Tisch, auf dem ich früher gewickelt wurde, steht heute in unserem Wohnzimmer. Er ist ein Erbstück meines Opas an meine Mutter, die ihn mir bei meinem Auszug aus der elterlichen Wohnung überließ. Wickeln würde ich meinen Kleinen darauf nicht, da das gute Stück mittlerweile ziemlich wackelig ist. Aber im Prinzip finde ich gut, dass meine Eltern damals so viel improvisiert haben und einfach das nahmen, was da war. Wenn man mal bedenkt, wie viel ein Wickeltisch kostet und wie lange man ihn im Endeffekt wirklich braucht.

Kindersicherheit

Ecken abkleben, Küchenschränke sichern oder Steckdosen versiegeln - all das gab es zu meiner Zeit nicht. Ich hatte zu all den "Gefahrenherden" freien Zugang. Der Küchenschrank war, wie dieses Bild zeigt, mein liebster Spielplatz. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter die Medikamente in einem Fach ganz oben Küchenschrank verstaut hatte. Irgendwann mit fünf oder sechs konnte ich auf die Spüle klettern und kam von dort an die Sachen ran. Und als mein Bruder mal krank war, hab ich ihn verarztet, mit Tabletten, von denen ich nicht wusste, wofür sie eigentlich bestimmt waren. Das hätte auch ganz schön nach hinten losgehen können...

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Kommentare

Das Kleidchen ist aber sehr niedlich. :)

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