10 Nov 2014

Ulrike Käfer: "Mein Kind verpasst mir Superheldenmamakräfte"

Viele Frauen gehen nach der Geburt eines Kindes beruflich oft neue Wege. Manche, weil sie einfach müssen, andere aus freien Stücken, weil die Selbständigkeit beispielsweise mehr Flexibilität mit sich bringt. Das erfordert nicht nur Mut, sondern auch viel Kraft. Ulrike Käfer legte gleich zwei Monate nach Geburt ihrer Tochter wieder los und gründete ein Unternehmen. Wir haben mit der energiegeladenen Mompreneur übers Mamasein und ihr neuestes Projekt Coworking Toddler, der Mitte 2015 in Berlin eröffnen soll, gesprochen.

Kurz zu deiner Person: Wer bist du, was machst du und was hast du bisher gemacht?
Ich heiße Ulrike Käfer und wohne mit meinem Mann und meiner kleinen Tochter in Berlin. Ich komme eigentlich aus der Kommunikations-Branche, habe aber kurz nach der Geburt meiner Tochter maternita – Schwangerschafts-Concierge und Baby Planner gegründet, worüber ich auch zu unserem neuen Herzensprojekt Coworking Toddler kam.

Wie sieht das Konzept hinter Coworking Toddler aus?
Die Idee ist ganz simpel wie logisch: Man kombiniert einen professionellen Arbeitsplatz für Angestellte und Selbstständige mit einer angekoppelten hochwertigen Kinderbetreuung. Dadurch soll Eltern, die in unmittelbarer Nähe ihrer Kinder arbeiten können, der frühe berufliche Wiedereinstieg erleichtert werden. Auch aus Sicht der Unternehmen bietet der Coworking Toddler Vorteile: Mitarbeiter kehren wieder frühzeitig an den Arbeitsplatz zurück, kostenintensive Elternzeit-Vertretungen werden verkürzt.

Was ist Vorteil eines Coworking-Spaces gegenüber dem Home-Office? Was wird neben dem Arbeitsplatz und der Kinderbetreuung beim Toddler außerdem angeboten?
Dem Home-Office weicht ein professionelles Arbeitsumfeld, in dem Meetings, Konferenzen und Kundentermine stattfinden können. Das Kind ist zwar in der Nähe, aber zieht eben nicht den Stecker oder bekommt einen Trotzanfall, wenn Du gerade ein wichtiges Telefonat o.ä. hast. Außerdem haben die Eltern im Coworking Toddler den Kontakt auf beruflicher Ebene mit anderen erwachsenen Menschen, die in einer gleichen oder ähnlichen Lebensphase stecken. Zusätzlich werden wir z.B. Expertenvorträge, Sportkurse, gemeinsames Kochen, einen mobilen Friseur und einen Lebensmittellieferservice anbieten. Damit möchten wir sozusagen das Dorf wieder zur Familie bringen und den Eltern mehr Zeit schenken.

Wie lange warst du daheim, beziehungsweise wie lange hast du Elternzeit genommen?
Gar nicht, beziehungsweise habe ich zwar 7 Monate Elternzeit (zusammen mit meinem Mann) genommen aber 2 Monate nach der Geburt meiner Tochter schon angefangen zu gründen. Ich habe also im ersten Jahr meinen Master beendet, eine Mediationsausbildung absolviert und eine Unternehmen gegründet. Das war schon eine spannende und anstrengende Zeit.

Würdest du es im Nachhinein auch wieder so machen? Oder bereust du es, “so früh” wieder begonnen zu haben?  
Ich konnte gar nicht anders. Das Muttersein hat mir so viel Ideen und Kraft gegeben, dass ich mich nicht bremsen konnte. Und Ich höre das oft auch von anderen Müttern, diese Lust und Kraft muss man auffangen und in die richtigen Bahnen lenken, dann können großartige Dinge daraus werden. Ich denke der Coworking Toddler ist ein guter Anfang dafür. Wenn die Wirtschaft dann auch noch versteht, wie viel Potential in jungen Eltern steckt, dann kriegen wir in Deutschland vielleicht doch noch die Kurve.

Was treibt dich in deinem Vorhaben voran?
Wenn wir den Coworking Toddler in mehreren Städten etablieren, dann geben wir vielen Eltern die Möglichkeit sich für Arbeit und Kinder entscheiden zu können. Dann müssen wir diese ermüdende Vereinbarkeitsdiskussion nicht mehr führen und hoffentlich nicht unsere Eizellen für die Karriere einfrieren. Und wenn man sich so umhört, was gerade in den Medien so kursiert oder was die Politik umsetzen will, dann ist es höchste Eisenbahn, dass da was passiert!

Dein Tipp für andere Mompreneurs bzw. die es werden wollen?
Einfach machen. Nicht zu viel nachdenken. Mit dem anfangen, was am leichtesten fällt und sich ein funktionierendes Netzwerk suchen, auf das man zurückgreifen kann. Sowohl beruflich, als auch privat.

Wie sieht ein Tag bei dir aus?
Wir stehen morgens auf, wenn das Kind zu uns ins Bett gekrabbelt kommt und nach dem Frühstück verlangt. Dann bringe ich die Tochter in die Kita. Danach treffe ich mich mit den anderen Toddies und wir besprechen den Tagesablauf und die Todos. Meistens haben wir dann Termine. Das mache ich bis 16 Uhr. Dann hole ich das Kind wieder ab. Mein Mann macht das immer dann, wenn ich auch nachmittags Termine habe. Er unterstützt mich sehr in meinen Vorhaben. Dann wird getobt, gespielt, gelesen, spaziert und was man sonst so mit 2-Jährigen macht. Abends, wenn ich sie ins Bett gebracht habe, arbeite ich alles nach, meist bis 22 oder 23 Uhr. Manchmal auch länger. Und dann geht es wieder von vorne los. An Wochenende wird auch gearbeitet aber eben nicht so viel, wie unter der Woche. Ich glaube das ist ein typischer Tagesablauf einer Selbstständigen :-)

Was ist für dich das Schönste am Muttersein? Worauf könntest du verzichten?
Sich jeden Morgen auf den Tag zu freuen, weil ich ihn mit meiner Familie teilen kann. Die Abwechslung zwischen Arbeit und Kind belebt und motiviert mich. Die Kräfte, die das Muttersein in mir freigesetzt hat. Das Albernsein, das Höhlenbauen und Kinderbücher vorlesen, das Käferbeobachten und das Sternezählen. Mein Kind verpasst mir Superheldenmamakräfte und schafft es trotzdem mich zu entschleunigen. Muttersein ist sau anstrengend und so wunderbar. Verzichten könnte ich übrigens auf die Wäscheberge, die unruhigen Nächte und die überfüllten Spielplätze.

Deine drei Berlin-Tipps für Eltern? Wo gehst du mit deiner Tochter besonders gern hin?
Ich lieb den Volkspark Friedrichshain mit seinen vielen Spielplätzen und den Wasseranlagen, besonders im Sommer ist das toll. Auch der Wochenmarkt auf dem Boxhagener Platz wird von uns regelmäßig besucht. Da gibt es so schöne Blumen, Thüringer Wurst (von dort komme ich) und leckere Pelmeni. Außerdem gehen wir gerne auf den Kinderbauernhof am Görli. Mein Mann und meine Tochter fahren am liebsten mit den Öffies – einfach so und ohne Ziel. Sie steigen irgendwo aus und dann wieder irgendwo ein, so entdecken sie Berlin in ihrem eigenen Tempo und ich habe mal ein paar Stunden Alleinzeit.

Danke für das Interview, liebe Ulrike und weiterhin toi, toi, toi für den Toddler!

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