14 Jan 2015

Nike von This is Jane Wayne im Interview

This is Jane Wayne ist einer der beliebtesten Mode-Blogs oder besser Blogzines (es handelt sich um eine Mischung aus Persönlichem und Journalistischem) im deutschsprachigen Raum. Dahinter stehen zwei junge Frauen: Sarah Gottschalk und Nike van Dinther, die vergangenes Jahr Mutter geworden ist. Kurz vor der Mercedes Benz Fashion Week, die kommenden Montag in Berlin startet, hat die sympathische "Jane" Zeit gefunden, uns ein paar Fragen zum Leben mit Baby zu beantworten.

Liebe Nike, du bist seit dreieinhalb Monaten Mama eines kleinen Sohnes. Wie ist das Leben mit Kind? Wie vorgestellt?

Das Leben mit einem Knirps entschleunigt so gut wie alles, was ich persönlich ganz wunderbar finde. Ich komme also nicht mehr 12 Uhr zum Mittagspausen-Meeting, sondern eher zwischen zwölf und eins, ich bin früh wach, habe also mehr Stunden vom Tag und außerdem gönne ich mir neuerdings Ruhepausen bevor der Kopf überhaupt explodieren kann - zum Beispiel beim Spazierengehen im Park. Denn Lio ist zumindest tagsüber meine Nummer Eins, da bleibt der Schreibtisch auch schonmal voll und ich lerne gerade, genau das zu akzeptieren. Der Rest ist ein etwa so wie in meinen Vorstellungen vor der Geburt meines Sohnes, nämlich ziemlich stressig, gleichzeitig aber so vollgestopft mit Glücksmomenten und Zufriedenheit, dass kaum Zeit für größere Beschwerden bleibt. Das Absurdeste: Arbeiten kommt mir neuerdings vor wie Freizeit, weil das Tippen meine ganz persönliche Ich-Zeit ist. Bloß meine Freundinnen kommen ganz bestimmt ein bisschen zu kurz gerade, ich bin nämlich ganz schrecklich Ausgeht-faul geworden. Glücklicherweise spüre ich aber schon wieder das Kribbeln in den Füßen, wenn ich an Konzerte und all sowas denke - es kann also nicht mehr lange dauern, dann bin ich bestimmt zurück. Zumindest ab und an.

Beliebte Frage unter Müttern: Wie sind eure Nächte?

Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, aber: Wunderbar. Unser Sohn ist pünktlich wie eine Eieruhr. Wenn wir ihn nicht um Punkt 8 schlafen legen, gibt’s Ärger. Dann herrscht sofort Stille und erst neun Stunden später wird wieder nach einer Runde Milch verlangt. Abends bleibt uns also immer noch ein bisschen Pärchenzeit. Und: Wenn ein Tag mal ganz furchtbar nervig war, dann hilft das Mantra: Bald ist Schlafenszeit, durchatmen und alles wird gut.

Schläft der kleine Lio in seinem eigenen Bett, Beistellbettchen oder bevorzugt ihr die Familienbett-Variante?

Ha! Supergute Frage. Die Geburt kam nämlich so plötzlich, dass wir genau vor diesem Rätsel standen. Zum Glück haben wir die entspannteste Hebamme, die man sich nur wünschen kann. Ich war nämlich richtig scharf auf einen Stubenwagen, aber dann kam der Tipp, nicht noch mehr Krimskrams anzuschaffen, sondern einfach den Kinderwagen als Bettchen zu verwenden. Klappt ganz erste Sahne. Lio schläft also neben uns, aber trotzdem in seinem eigenen kleinen Reich. Bald wollen wir es aber mit seinem richtigen Bett im Kinderzimmer versuchen.

Wie gestaltet sich derzeit ein ganz "normaler" Tag? Was hat sich verändert?

Kein Tag ist wie der andere, das ist ganz wichtig. Es gibt doch nichts schlimmeres, als sich selbst zu arg unter Druck zu setzen. Wenn aber alles ganz reibungslos läuft, dann wie folgt: Aufstehen, Lio füttern, Emails beantworten, weil Herr Fielfraß vor lauter Anstrengung auch schon wieder etwas mürbe geworden ist und noch eine kleine Mütze Schlaf nimmt. Dann mit Lio spielen, kuscheln und die Wohnung erkunden. Mittags einen Abstecher samt Laptop und Baby zu Sarah Jane um’s Eck und in allen Schlaf-Pausen oder Momenten, in denen Lio mit sich selbst zufrieden ist, Artikel tippen. Dann wieder nach Hause oder zu einem Meeting, Lio darf natürlich mitkommen, mich gibt es jetzt eben erst einmal nur noch im Doppelpack. Zwischen fünf und sieben übernimmt dann der Papa und ich kann wieder ein bisschen arbeiten. Die Gute-Nacht-Geschichte gibt’s dann wieder von mir, um Punkt 8 ist Ruhe im Karton und Philipp und ich kochen und quatschen und haben Zeit für uns. Vor dem Schlafengehen nochmal arbeiten. Es dreht sich also alles um die Balance zwischen Baby und Arbeit, vor allem Lio soll ja nicht zu kurz kommen. Ich glaube, im Moment klappt das ganz wunderbar. Ich bin zwar sehr oft sehr müde, aber Lio findet das Unterwegssein und Menschentreffen ganz schön klasse und ich bin ihm ziemlich dankbar dafür.

Wenn du für den Job unterwegs bist, nimmst du den Kleinen mit oder wer kümmert sich dann ums Kind?

Meistens nehme ich ihn mit. Die Modebranche ist nämlich gar nicht so Baby-unfreundlich wie viele behaupten, die meisten Kollegen freuen sich sogar über Lio-Besuch. Sogar bei einem Shooting war er schon mit dabei und hatte den Spaß sein Lebens. So viele hübsche Tanten! Ein Träumchen. Trotzdem hört man oft, dass hinterm Rücken gemunkelt wird. "Schon gesehen, die war schon wieder unterwegs und das arme Kind muss immer mit". Mich macht das traurig. Man kann sich nämlich gut und gerne darauf verlassen, dass ich sehr wohl darauf achte, was meinem Sohn Freude bereitet und was nicht. Momentan gibt es für ihn nunmal kaum etwas schöneres, als mit Mama unterwegs zu sein, im Kängurubeutel, und Neues zu entdecken. Es gibt aber auch Termine, bei denen ein Säugling nichts zu suchen hat. Die Fashion Week zum Beispiel, wird eine Herausforderung. Da wechseln mein Freund und ich uns dann ab.

Welche Orte kannst du frisch gebackenen Mamis in Berlin empfehlen, etwa zum Spazierengehen oder Kaffee trinken (da eignet sich ja nicht jede Location).

Ich besuche eigentlich all die Orte, die ich schon immer besucht habe. Weil ich aber in der Nähe der Hasenheide wohne, empfehle ich genau dort einen Spaziergang und danach den tollen Sonntagsbrunch im Café Blume. Hier gibt es sogar eine Spielecke für die Kleinen.

In Berlin (speziell in den innerstädtischen Bezirken) sind Kita-Plätze heiß umkämpft. Habt ihr mit der Suche schon begonnen bzw. ab wann soll der Kleine in die Kita gehen?

Ich habe tatsächlich noch nicht mit der Suche begonnen, habe aber durch meine Hebamme einen Platz bei einer ganz wunderbaren Tagesmutter in Aussicht - es heißt jetzt also Daumendrücken. Dort soll Lio mit etwa einem Jahr ein paar Stunden am Tag mit anderen Kindern die Natur erkunden. Mir ist es wichtig, dass mein Kind nicht nur in der warmen Stube hockt, vielleicht auch, weil ich selbst auf einem umgebauten Bauernhof groß werden durfte. Aus dem näheren Umfeld bekomme ich aber oft die Sorge um Kitaplätze mit, das muss fürchterlich sein und kommt bestimmt auch noch auf uns zu. Allerdings höre ich auch immer wieder, dass es sich Eltern selbst auch nicht sonderlicht leicht machen. Bloß zweisprachig, bloß nicht zu viele Kinder von Immigranten, und so weiter. Ich persönlich denke, dass ein Kind nicht unbedingt im goldenen Käfig aufwachsen muss, um später ein guter, intelligenter Mensch zu werden.

Modetechnisch, was bevorzugst du da für deinen Sohn? Gibt es schon jetzt irgendwelche Lieblingsmarken, die du entdecken konntest?

Ich bin, was meinen Sohn betrifft, ganz schrecklich unmodisch und eher vom Schlag Bullerbü. Hauptsache bequem. Ich würde zum Beispiel nie auf die Idee kommen, eine Baby-Jeans zu kaufen und weiß im Grunde schon jetzt, dass Lio sich später womöglich mal beim Betrachten seiner Babybilder schlapp lachen wird. Ich mag Woll-Latzhosen von Selana, Schlüttis von Relax, Kaschmirhosen, Imps & Elfs, aber vor allem kaufe ich Second Hand.

Was sind deine absoluten Mama-Mode-Must-Haves?
Milchflecken. Und weite Pullis aus Kaschmir. Darin lässt sich prima kuscheln und im Wollprogramm wird auch alles wieder sauber.

Vielen Dank für das nette Interview!

Quelle Bild: This is Jane Wayne

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