12 Nov 2012

Babyphone: Muss so viel Überwachung sein?

Auch wenn wir nur in einer Drei-Zimmer-Wohnung leben und mein Entschluss seitens der Großeltern anfangs belächelt wurde, sie konnten mich nicht davon abbringen ein “Überwachungsgerät” fürs Baby zu besorgen. Ich würde immer wieder ein Babyphone kaufen, und sei die Wohnung noch so klein. So ein Ding ist nämlich tatsächlich äußerst praktisch. Etwa wenn man wie wir einen großen Garten und eine Terrasse hat, oder sich zwischen Kinderzimmer und Bad drei Türen befinden. Sogar im Urlaub war unser Avent schon mit.

Die Reichweite von 330 Meter ist einfach unschlagbar. Außerdem ist die Temperaturanzeige recht praktisch. Schließlich sollen die Würmer nicht in überhitzten Räumen schlafen. Worauf ich allerdings gut und gern verzichten könnte, sind Funktionen wie Einschlafmelodien oder die Alarmeinstellung. Die haben wir bisher noch nie genutzt. Und Hand aufs Herz: Wenn ich mein Kind trösten will, dann doch nicht, indem ich mit ihm über Funk spreche…

Babyphone mit Videoanzeige

In Sachen Übertreibung geht es sogar noch doller. Neben dem einfachen Modellen mit Audio-Übertragung (ECO DECT Babyphone SCD525/00) haben viele Hersteller für zwanghaft veranlagte Eltern High-End-Varianten mit Video-Monitor auf den Markt geschmissen - damit die auch sehen können, wie ihr Kindlein schlummert.

Meine Hebamme meinte mal, dass sie Eltern erlebt hätte, die ihre Kinder regelrecht wach gucken können. Sie hocken Stunden neben ihrem Kind und starren es an. Ich gebe zu, mein Kind ab und an beim Schlafen beobachtet zu haben, vor allem im Wochenbett. Da kann man als frisch gebackene Mama sein Glück kaum fassen und liegt sowieso die ganze Zeit neben dem Baby. Außerdem sehen die Kleinen im Schlaf immer so schön friedlich aus. Das war’s dann aber auch. Wenn ich einen Film schaue, dann bitte auch nur diesen Film und wenn ich einen Kuchen backe, dann backe ich nur einen Kuchen. Muss man seinen Nachwuchs wirklich jederzeit im Blick behalten?

High-Tech-Geräte, die alles wissen

Von der Industrie wird die Angelegenheit verniedlicht. Da heißt es beim Anbieter Motorola, Eltern können ihrem Kind mit dem Babyphone MBP36 bei Träumen zuschauen. Es ist auch nicht von Überwachung sondern von “Sichtverbindung” die Rede. Schließlich soll Mama und Papa kein schlechtes Gewissen gemacht werden, sie sollen eine Kaufentscheidung treffen.

Philips macht sich die Unsicherheit junger Eltern zu Nutze. Angeblich könne man mit dem Modell SCD 610/00 erkennen, warum das Kind sich zu “Wort meldet”. Hätte ich das vorher gewusst, denn für mich war es bisher auch nicht immer einschätzbar, was meinem Kind genau fehlte. Hunger, nasse Windel, Zähnchen, sogar ob das Baby Angst hat, soll dieses Babyphone wissen.

Besonders fragwürdig finde ich Babyüberwachungssysteme, die messen, ob sich das Kind im Schlaf bewegt oder nicht. Von Angelcare gibt es das Modell AC 1100, dessen Sensoren unter der Matratze von Babys Bettchen jede kleinste Bewegung und sogar die Atmung registrieren. Sollte sich länger als 20 Sekunden nichts regen, wird Alarm ausgelöst. Wie schrecklich! Eltern, die dieses Gerät haben, müssen doch ständig unter Strom stehen…

Fazit: Je einfacher, desto besser. Es reicht ja schon, dass die Strahlung der Geräte so hoch ist...

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