02 Mär 2014

Was heißt hier Sauberkeitserziehung?

Mit dem Sauberwerden das ist so eine Sache. Viele Eltern machen sich damit extrem viel Stress und wollen, dass die Kinder so schnell wie möglich von den Windeln los kommen. Doch bis ein Kind selber zur Toilette geht, sind viele Entwicklungsschritte nötig. Sauberwerden kann nicht erlernt werden, es komm von innen heraus und ist ein Reifungsprozess.

Früher wurde das Trocken- und Sauberwerden als Teil der Erziehung angesehen. Ging was in die Hose, gab’s Ärger und wütende Mütter. Meine war so eine, sie konnte es nicht erwarten, bis ich sauber war. Ich selber kann mich nicht daran erinnern, aber die Erzählungen meiner Mutter lassen die Bilder in meinem Kopf tanzen: Ich bin etwa drei Jahre und stehe weinend im Flur. Vor mir meine Mutter, schimpfend. Sie hält mir eine vollgekackte Windel unter die Nase. Im selben Augenblick kommt der Nachbar aus seiner Wohnung. Das muss in mir ein solches Schamgefühl ausgelöst haben, dass ich ab diesem Tag keine Windeln mehr gebraucht habe. Krass, würde man heute so auf keinen Fall mehr machen. Obwohl, auch in meinem Freundeskreis gibt es Mütter, die die "Sauberkeitserziehung" noch nach altem Vorbild praktizieren.

Neulich hatten wir Besuch von einer Freundin mit ihrer fast zwei Jahre alten Tochter. Ganz stolz wurde die Kleine vor aller Augen aufs Töpfchen gesetzt, die Windeln nur nachts angelegt. Als dann unser Kleiner und das Besucherkind ins gemeinsame Spiel vertieft waren, wurde das aufs Töpfchengehen einfach vergessen. Schließlich gab es etwas Wichtigeres zu tun. Die Besuchermama fand das alles andere als toll und beim Töchterchen kullerten die Tränen. Armes Kind.

Wann werden Kinder trocken?

Hätte ihre Mama gewusst, dass ein Kind frühestens mit 26 Monaten seine Blase und seinen Darm kontrollieren kann, wäre beiden Seiten wahrscheinlich viel Enttäuschung erspart geblieben. Zudem muss es noch lernen, andere Beschäftigungen wie etwa Spielen oder Essen zu unterbrechen. Die meisten Kinder zeigen von sich aus, dass sie sauber werden möchten, indem sie die Eltern auf die volle Windel aufmerksam machen und sich für das interessieren, was auf der Toilette passiert. Richtig trocken und sauber werden die meisten Kinder zwischen drei und vier Jahren.

Tipps fürs Trocken und Sauber werden

Um Kinder schon von klein an feste “Aufs-Töpfchen-Geh-Zeiten” zu gewöhnen, kann man sich einen (Hoch)Stuhl mit Loch besorgen. Nach dem Essen kommt einfach der Topf drunter und dann einfach zehn Minuten abwarten. Die Eltern sollten sich in dieser Zeit angeregt unterhalten und nicht permanent aufs Kind starren. Sonst fühlt es womöglich zu sehr unter Druck gesetzt. Mit etwas Glück klappt es und das Töpfchen füllt sich. Die Zeiten können später beim Toilettengang beibehalten werden. Ansonsten sollte man sich und dem Kind genug Zeit für diesen Entwicklungsschritt lassen. Hilfreich kann auch folgendes sein:

  • Kind mit auf die Toilette nehmen, damit es “mitmachen” kann. Dazu kleinen Topf bereitsstellen.
  • sich zusammen mit dem Kind über Erfolge freuen und die Sache gemeinsam begutachten
  • Windel erst weglassen, wenn das Kind von sich aus keine mehr möchte
  • ob Töpfchen oder Toliettenaufsatz - Eltern sollten sich nach den Vorlieben des Kindes richten

So klappt es nachts

Nachts dauert das Trocken werden mitunter etwas länger. Der kleine Körper muss erst eine ausreichende Menge des Hormons Adiuretin produzieren, welches die Urinproduktion drosselt. Bei Babys und Kleinkindern wird tagsüber und nachts gleich viel davon produziert. Mit zunehmendem Alter wird nachts mehr Adiuretin gebildet wird als tagsüber. Steht dann genug ADH zur Verfügung, läuft die Blase nicht über. Die muss außerdem erst noch wachsen und die Beckenbodenmuskulatur sich stärken, um den Urin zu halten.

  • Windel so lange anbieten, bis das Kind keine mehr will
  • wasserdichte Unterlage auf die Matratze legen
  • gegen 17 Uhr zum letzten Mal trinken
  • vor dem Schlafengehen noch einmal auf Toilette gehen
  • für alle Fälle Töpfchen neben das Bett stellen
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