16 Nov 2014

Blogparade: Kind und Karriere

Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigt uns (gemeint sind nicht nur wir Eltern sondern auch die Medien) seit geraumer Zeit. Nachdem ich nun seit Januar wieder am Berufsleben teilnehme, möchte ich anlässlich der Xing-Blogparade mein persönliches Fazit ziehen. So viel sei schon mal verraten: Hinter mir liegt ein sehr anstrengendes Arbeitsjahr. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich vieles anders machen!

Als ich schwanger wurde, hatte ich gerade eine führende Position in einem kleinen Startup-Unternehmen inne. Ich war für den inhaltlichen und konzeptionellen Aufbau eines Onlineportals aber auch für das Personal zuständig zuständig. Klar, dass die Kunde über meine neuen Umstände nicht gerade freudig entgegengenommen wurde. Aber damit hatte ich gerechnet und war über die Reaktion der Chefs nicht sonderlich erstaunt oder entrüstet. Außerdem freute ich mich viel zu sehr, dass es nun endlich geklappt hatte. Schließlich gehörte ich mit 36 zu den Spätgebärenden und für den Nachwuchs wurde es höchste Eisenbahn. Ich ging also relativ unbeschwert mit der Situation um. Insgeheim war ich froh, dass sich in meinem Leben etwas ändern würde und nicht mehr nur die Arbeit im Mittelpunkt stand. Wie es nach meiner Elternzeit weiter gehen sollte, darüber machte ich mir wenig Gedanken. Außerdem hatte mir einer der Chefs Homeoffice und flexible Arbeitszeiten in Aussicht gestellt, was sich fürs Erste ganz gut anhörte. Hätte ich mir das mal schwarz auf weiß geben lassen.

Individuell entscheiden

Ich beschloss also eine 14-monatige Auszeit zu nehmen. So hatten es die meisten meiner Freundinnen gemacht. Sie waren mein Maßstab. Doch am Ende tickt jede Frau anders. Und jede Frau hat auch ein anderes Baby. Zu dumm, dass einem das im Vorfeld niemand sagt. Ich war nach dem ersten Jahr völlig ausgezehrt. Hatte keine Nacht durchgeschlafen und die Aussicht darauf war auch gering. Ein weiteres Jahr Elternzeit hätte meiner körperlichen und psychischen Konstitution mit Sicherheit sehr gut getan. Und als ich zufällig im Internet davon las, dass sich die Elternzeit auch verlängern lässt, war die siebenwöchige Frist dafür längst abgelaufen. Mal abgesehen davon, dass ich mir ein weiteres Jahr zu Hause finanziell nicht hätte leisten können. Also Augen zu und durch.

In Teilzeit ist keine Führung möglich

So fühlte sich mein Start nämlich an: Hauptsache war, dass ich den Tag schnell hinter mich brachte und wieder bei meinem Kind sein konnte. Vor allem, weil ich meine Stellung im Unternehmen nicht zurück bekommen sollte. Ich hatte meinen Job, und war er noch so verantwortungsvoll und mitunter auch stressig, gerne gemacht. Was aber meine Wiederkehr anbelangte, hatte man sich keinerlei Gedanken gemacht. Darüber, dass man mich unmittelbar nach meinem Weggang in den Mutterschutz aus dem Impressum der Seite strich, darüber hatte ich ja weggesehen. Einer der Chefs, der mir Homeoffice versprochen hatte, war gegangen. Nun blieb also nur das Abstellgleis: "Wie stellen sie sich das vor? Mit 20 Stunden können sie doch keine Führungsposition einnehmen", hieß es. Also wurde ich zum Stellvertreter degradiert, aber ohne Stellvertreterfunktion. Damit sprach man mir jegliche Kompetenz ab. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Den ersten Monat machte mir das noch nicht so viel aus, da ich mit der Kita-Eingewöhnung meines Kindes beschäftigt war und in dieser Zeit von zu Hause aus arbeiten durfte. Doch als der Büroalltag wieder anfing, rollte die Welle über mich. Eine Welle der Enttäuschung, der Niedergeschlagenheit. An dem, was ich vor meiner Schwangerschaft geschaffen und aufgebaut hatte, durfte ich nun nicht mehr wirklich teilhaben. Man bezog mich in keinerlei Entscheidungen mehr mit ein. Auf gut Deutsch: Ich hatte nichts mehr zu sagen. Weil ich ein Kind bekommen hatte. Eine Situation, die für mich ganz schwer zu ertragen war.

Homeoffice? Bei uns nicht!

Hinzukam der ganze organisatorische Stress daheim. Wie waren vor der Geburt unseres Kindes an den Stadtrand gezogen. Ich brauchte nun etwa eine Stunde zur Arbeit und eine zurück. Morgens hetzte ich nach einer anstrengenden Nacht, weil das Kind immer noch nicht durchschlafen wollte, zur Arbeit. Für ein Frühstück war in den seltensten Fällen wirklich Zeit, da ich mit Wickeln, Anziehen oder Trösten beschäftigt war. Papa bekam Anfangs wenig Chancen, sich da einzubringen, Junior war noch extrem mamafixiert. Nach der Arbeit hetzte ich zurück, um den Kleinen pünktlich von der Tagesmutter abzuholen. Mittlerweile haben wir uns eingegroovt. Trotzdem ließe sich die ganze Fahrerei bzw. die Zeit, die dadurch verloren geht, aus meiner Sicht viel besser nutzen, wenn man mehr von zu Hause aus arbeiten könnte. Nach einem halben Jahr unterbreitete ich den Vorschlag, auf 30 Stunden aufzustocken und zwei Tage voll vom Homeoffice aus zu arbeiten, damit ich immer noch genügend Zeit mit meinem Kind verbringen könnte. Einem Kollegen missfiel dies, aus welchem Grund auch immer. Mein Antrag wurde abgelehnt, obwohl es gerade im Onlinebreich möglich ist, von jedem Ort der Welt aus zu arbeiten. Schon wieder wurde ich vor den Kopf gestoßen. "Warum in alles in der Welt, darf ich nicht von zu Hause aus arbeiten?", fragte ich. "Weil es dann alle wollen", war die Antwort. Was soll man darauf antworten?

Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn mehr von zu Hause gearbeitet würde. Das wäre oft viel produktiver. Im Büroalltag geht viel Zeit für Gespräche, Telefonate oder andere Dinge drauf. Ich könnte beispielsweise abends, wenn das Kind im Bett ist, an meinen Texten schreiben. Das wären am Ende des Tages wieder zwei Stunden mehr und am Ende des Monats mehr Kröten auf dem Konto. Mittlerweile habe ich mich mit meiner Situation abgefunden, ich brauche meine Engerie schließlich für mein Kind. Und weniger Verantwortung zu haben, bringt schließlich auch Vorteile mit sich. Wie das ganze weitergeht, wird sich im kommenden Jahr zeigen. Junior wird dann in die Kita gehen und mir bleiben ein paar Stunden mehr...

Meine Tipps in Sachen Kind und Karriere

  • Bevor ihr festlegt, wie lange ihr Elternzeit nehmen wollt, sucht eine Elterngeldstelle und informiert euch.
  • Wenn möglich lieber zwei bzw. drei Jahre statt ein Jahr Elternzeit nehmen.
  • Elterngeld über zwei Jahre auszahlen lassen.
  • Die (Kita)Eingewöhnung in die Elternzeit legen.
  • Den Wiedereinstieg im Unternehmen genau mit dem Arbeitgeber besprechen und Vereinbarungen schriftlich festhalten. Am besten schon bevor das Kind auf der Welt ist.
  • Die Elternzeit nutzen und wieder mit der Arbeit beginnen.
  • Macht euch einen Plan, was ihr nach der Elternzeit wollt und was nicht.
  • Wenn möglich auf Homeoffice bestehen.
  • Zu Hause so viel wie möglich aufteilen: Papa bringt das Kind, Mama holt es ab etc.
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